Samstag, 31. Dezember 2011

Jahresabschluss in Vancouver!

Ende gut, alles gut. Das Jahr 2011 neigt sich dem Ende.

Und waehrend in Deutschland mittlerweile alle Silvesterparties auf Hochtouren laufen (zu Beginn dieser Zeilen) und die Sektkorken auf ihren "Abschuss" in den Neujahrshimmel warten, kann ich mich noch ganz entspannt auf mein Bett zurueck ziehen und euch diese Zeilen schreiben.

Es faellt mir gar nicht so leicht, in diesen Stunden und Minuten nicht an die Heimat, an die Familie und an die vielen tollen Feiern der letzten Jahre mit vielen guten Freunden zu denken. Fuer gewoehnlich wusste ich schon lange im Voraus, wo ich die letzte Nacht des Jahres verbringen werde. 4 mal in Folge gab es keine andere und bessere Wahl, als die V.I.F.-Feier in Leipzig. Zusammen mit Kevin stand ich ohne "Punkt und Komma" die ganze Nacht am Tresen und wir zapften was das Zeug hielt und mixten Cocktails wie am Fließband.
Und heute?
Heute schaue ich auf eine der Yachthafenanlagen von Vancouver und ueberlege mir, wo und wie ich wohl diesmal in das neue Jahr hineinfeiern werde. Auf der Suche nach oeffentlichen Veranstaltungen mit Feuerwerk musste ich schnell einsehen, dass solche Feiern in Vancouver gar nicht ueblich sind. Aus "Angst" vor zu grossen Unfaellen sind private wie auch oeffentliche Feuerwerke verboten. Alternative? Fuer ganz viel Geld sich ein Ticket fuer eine "All-Inclusive-Feier" kaufen oder aber fuer weniger, aber dennoch viel Geld sich ein Ticket im Voraus fuer eine Bar holen, wo man dann immerhin im Kreise von anderen (lustigen) Menschen den letzten Abend des Jahres feiern kann. Nur reicht auch hier die Spanne von 20 Dollar bis ...open end. Gestern (30.12.) waren wir uns noch nicht einig, wo es uns drei hinverschlagen wird. Immerhin sind wir nun, "puenktlich" 8 Stunden vor 0 Uhr schlauer. Robert, Kevin und ich werden in ein ukrainisches Restaurant gehen, wo bei freiem Eintritt Livemusik auf uns wartet. Und wo ukrainisch drauf steht, ist hoffentlich auch ukrainisch - sprich Osteuropa drin. Und die Osteuropaer sind bekannt fuer ihre Ausdauer beim Feiern. Deshalb sollte da nichts schief gehen... In diesem Sinne "Dawei, dawei towarischi!"

Der letzte Tag des Jahres begann sportlich fuer mich. Nach langer Durststrecke traf ich mich heute frueh bei herrlicher trockener Kaelte mit Martin zu einer Laufrunde. Ganz entspannt nach unserem gestrigen mehr als reichhaltigen (aber dennoch sau gesunden) Abendessen gemeinsam mit seiner Frau bei uns in der Wohnung, ging es heute ganz im Sinne "der Fettverbrennung" am Yachthafen entlang. Vorbei an "schlafenden" Luxusbooten, unter der Granville- und der Burradbridge hindurch; dann den Aquaticcenter rechts liegen gelassen erreichten wir das Wahrzeichen an der English-Bay, das "Inukshuk". Dort hies es kurz: "In den Liegestuetz fallt!". Wieder aufgestanden joggten wir ueber den "Second Beach" zur "Lost Lagoone" wo gleichzeitig unser "Wendepunkt" und Zeit fuer eine kurze Trinkpause war.
Was im Voraus als kleine Runde gedacht war, wurde letztlich doch etwas laenger. Ganze 2 Stunden wat ich unterwegs. Danach gab es noch ein kurzes "work-out" im eigenen Zimmer inkl. Lockerung und Dehnung bevor es unter die heisse Dusche ging. Und schon war ich fit fuer den Tag. Kevin ueberraschte mich mit einer großen Nudelpfanne. Somit waren die Energiespeicher auch wieder voll :-)
Nach dem Essen wurde ich bei einer lustigen Skype-Sitzung Zeuge, wie sich im fernen und doch vertrauen Rostock fuer die Silvesternacht vorbereitet wurde ;-). Da kam Feierstimmung auf. Vor allem, als mir leckere Bananencocktails vor die "Nase" gesetzt wurden...
Zur gleichen Zeit zog unser neuer Mitbewohner ein. Aus einem Suedkoreaner "wird" nun ein Taiwanese. Erik (was fuer ein typischer Name!) wird nun fuer "schlappe" 460 CAD in der Abstellkammer einziehen...Wir sind gespannt, wie lange er sich das antut.

Die letzten Tage nach Weihnachten haben wir mit 1,5 Tagen arbeiten bei Lush verbracht, die mehr unter dem Motto "Saubermachen-nach-dem-Saubermachen" fallen. Weil keine grossen Bestellungen eintrafen, haben wir 1. die restlichen Weihnachtsleckereien aufgegessen und 2. an Stellen geputzt, die fast noch nass vom "Vor-Weihnachtsputz" waren. Aber was ich zu meiner Zeit im "Tarnfleck" gelernt habe, kann ich 1:1 bei Lush anwenden: nicht nachdenken und nicht nachfragen. Einfach nur machen. Alles ist ja immerhin ganz leicht verdientes Geld. So "etwas" kann man ja immer gut gebrauchen. Nicht wahr?
Zumal wir unser Vorhaben vom Heiligabend wahrwerden liessen. Am 26.12. waren wir von Frueh 10 Uhr bis abends 9.15 auf dem Cypressmountain. Bei starkem bis zum Teil sehr starkem Schneefall ging es (fast) bis zum letzten Zeitpunkt, wo die Lifte geoeffnet haben. Letztlich war es eine vernuenftige Entscheidung, doch nicht bis 22 Uhr zu boarden. Auf dem Parkplatz angekommen, mussten wir das erste Mal die Schneeketten am Fahrzeug anlegen um anschliessend im Schritttempo vom Berg runter zu kommen. Zwischenzeitlich hatte es sogar eine Vollsperrung der einzigen Zufahrtsstasse zum Skigebiet gegeben. Grund: ein Auto hatte sich ueberschlagen. Davon waren wir aber nicht betroffen. Robert, Kevin und ich bekamen es nur bei unserer zweiten langen "Futterpause" mit, als alle Softdrinks und die heisse Schokolade kostenlos waren. :-) Glueck brauch der tuechtige Snowboarder. So wurden einige Kakaos "vernichtet". Den Magen hat es gefreut. Immerhin waren wir ueber 8h auf dem Hang. Dementsprechend fielen wir nachts in unsere Betten. Da bedarf es keiner Einschlafmusik mehr. : D

Und weil es bei Lush immer weniger zu tun gibt, konnte ich mir zwischenzeitlich einen zweiten Job "an Land ziehen". Letztlich durch einen Zufall. Aber was heisst schon Zufall. Kevin plauderte auf dem East Broadway auf offener Strasse eine Weile mit einem netten Herren, der sich als Manager eines Outdoorsportfachgeschaeftes ausgab. Und ehe ich mich versah, stand ich auch schon selber im Laden. Resumé abgeben, ein kurzes nettes Gespraech und einige wenige Tage danach ein laengeres Interview. Fertig. Gestern hatte ich bereits meinen ersten Arbeitstag im "ajbrooks-Store". Der Großteil des Umsatzes wird mit Wanderschuhen erzielt. Marke: MEINDL. Sitz: Kirchanschoering. Noch nie gehoert den Ort? Ich bis dahin auch nicht. Macht also nichts. Fest steht, dass eine kleine Gruppe von Canadiern die Top-Qualitaet seit ueber 17 Jahren zu schaetzen weiss. So zaehlen u.a. Angehoerige mehrerer Polizei- und Feuerwehreinheiten zur Stammkundschaft des Laden. Ebenso Jaeger und Fischer.
Vom "Seifenkneter" hin zum Verkaeufer. Auch nicht schlecht. Ich bin ganz zufrieden.

Und wenn ich nach dem Arbeiten noch Zeit habe - was zur Zeit ziemlich haeufig vorkommt - gehe ich wieder regelmaessiger zum Schwimmtraining. Aber in erster Linie auch, um einen besonderen Sportler (Scott) zu trainieren. Ueber die mexikanische Schwimmtrainerin bin auf jemanden aufmerksam geworden, der sich akribisch auf die paralympischen Sommerspiele vorbereitet. Disziplin: 100m Brust. Weil das aber ohne Beine sehr schwierig wird, kommen Flossen, besser: eine Flosse zum Einsatz. :-) Da komme ich ins Spiel. Selber im Wasser vorfuehren und anschliessend anteilen. Das bereitet mir derzeit richtig viel Freude.  Ich sehe es als eine Herausforderung an, die mir bekannten Techniken mit Stereo- und Monoflossen auf den paralympischen Sport anzuwenden. Eine neue aber durchaus spannende Erfahrung. Lange Zeit hat der Athlet nicht mehr. Bereits im Maerz findet der entscheidende Wettkampf statt, wo er sich fuer Olympia qualifizieren moechte. Weniger Zeit bedeutet mehr Motivation fuer mich :-)

Na gut. Das soll es von mir im "alten" Jahr 2011 gewesen sein. Keine 4 Tage mehr und dann bin ich schon ein Vierteljahr in Vancouver...so schnell geht es.

Ich wuensche Euch allen einen guten Rutsch ins Neue Jahr, feiert schoen, bleibt vor allem gesund! Alles andere wird sich ergeben.

Ich danke all denjenigen, die mich ueber die grosse Entfernung bisher unterstuetzt haben und weiterhin unterstuetzen. Dank Euch sehr fuer die aufmunternden Worte in den vielen Emails, Skype und Facebooknachrichten. Am schoensten sind die Videogespraeche ueber Skype!  Davon kann es nie genug geben :-)

Feierliche Gruesse aus Vancouver!
Euer Maikl

PS: leider habe ich heute keine Fotos fuer Euch. Ich warte immer noch auf die Bilder vom Nachtsnowboarden vom Robi... ;-p

Sonntag, 25. Dezember 2011

Weihnachten in unserer Wohnung


 Ho Ho Ho von mir aus an Euch alle!


Weihnachtszeit, schoenste Zeit. So war es und so ist es auch in diesem Jahr. Nur unter ganz anderen Bedingungen. 8000 km entfernt von zu Hause, ohne Familie, ohne die gewohnten Familientreffen und die damit verbundenen gemuetlichen Stunden und natuerlich ohne das viele leckere Essen.


Ich war gespannt, wie sich die Weihnachtsstimmung in Vancouver bis zum 24.12. entwickeln wuerde. Ich musste z.T. aufpassen, nicht von der Weihnachtsstimmung wegzukommen. Das ging hier im Alltag relativ schnell. So bunt und schnell laeuft hier alles ab. Zu viele Touristen hetzen hier auch in diesen doch eigentlich so besinnlichen Tagen durch die Straßen und Gassen. Immer auf der Suche nach besseren Schnaeppchen. Gemuetlichkeit ist glaub ich ein Fremdwort fuer die Kanadier. 
Deshalb versuchte ich immer wieder auf den Weihnachtsmarkt zu gehen. Dort herrschte dann die vertraute Festtagsatmosphaere. Mit Feuerzangbowle, geroesteten Mandeln und gediegener Weihnachtsmusik.


Auf dem Weg dorthin sah ich dann auch bereits einen "alten Bekannten": 

Weil kein Schnee faellt, ist der "Alte" hier mit dem Fahrrad unterwegs
Polnische Musikgruppe auf  dem Weihnachtsmarkt in Vancouver


Fuer Ueberraschungen sorgten in der letzten Arbeitswoche vor den Feiertagen auch unsere Chefs bei Lush. Mit Zipfelmuetzen und einem großen Sack voll Suessigkeiten kamen sie zu uns in den Arbeitsraum und bedankten sich fuer unseren Einsatz in den letzten Monaten. Die Ziele wurden alle erfuellt und wir koennten stolz auf unsere Arbeit sein. Mit diesen Worten war dann auch die Produktion fuer das Weihnachtsgeschaeft offiziell beendet. Folglich liess der Umfang der Fertigung schlagartig nach. Und so kam es, dass wir nur noch wenige "Bubble-Einheiten" am Tag zu produzieren hatten.

Weihnachtsueberraschung aus der Chefetage: lobende Worte und Suessigkeiten

Nach dem die "großen" Chefs durch die Abteilungen gezogen waren und wir die ersten Leckereien gegessen hatten, dauert es nicht lange und es kam erneut jemand mit einem großen Sack in unseren Arbeitsraum. Diesmal war es eine "Heinzelfrau" aus einer anderen Abteilung, die fuer jeden 2-3 Geschenke parat hatte. Voellig ueberrascht fand sind kurze Zeit spaeter u.a. eine Flasche IKEA-Sekt in den Haenden von Kevin wieder:

Ein ueberraschter Kevin mit Sekt und Schokolade im Dienst

Am 23.12. schlenderte ich abends noch ein wenig durch die Straßen von West-End und Downtown. Hin und wieder finden sich zwischen den vielen Hochhaeusern auch kleinere Einfamilien- bzw. Mehrfamilienhaeuser wieder, die weinachtlich geschmueckt sind. Da fuehlt man sich gleich gar nicht mehr wie in der Großstadt. Aus den Stuben konnte ich auch einige Male weihnachtliche Klaenge vernehmen... Schoen war es.

Einfamilienhaus in Vancouver-Downtown

Der 24.12. verlief gestern ganz entspannt bei mir bzw. uns ab. Vom fruehen Vormittag an "gluehten" die Skypeleitungen nach Deutschland. Kevin und ich fuerhten lustige Videokonferenzen mit der Familie und Freunden, die bereits ihre Geschenke ausgepackt hatten. Waehrenddessen erwachte nach und nach die Sonne ueber Vancouver. So richtig schaffte sie es dann endlich am Nachmittag sich gegen die dicke Wolkendecke durchzusetzen. Auf einmal waren dann auch wieder alle Hausberge zu sehen. Aber die Temperaturen waren selbst auf dem Cypressmountain so mild, dass u.a. alle Skikurse von Robert abgesagt wurden und er vorzeitig Feierabend hatte.
Kurzum macht er sich auf den Weg zu uns in die Wohnung. Anschließend ging es gemeinsam die letzten Kleinigkeiten einzukaufen. Fuer einen großen Topf Gluehwein holten wir noch Wein, Zimt, Organgen und Anis. Kevin lief noch durch eine Vielzahl von Laeden auf der Suche nach Nelken. Aber zu Zeiten des "Turkey-Wahnsinns" der Kanadier (Nationalgericht zu Weihnachten), waren saemtliche Vorraete des typschen Gluehweingewuerzes ausverkauft.
Aber wir waeren nicht WIR, wenn wir uns nicht helfen wissen wuerden. Wir improvisierten ein wenig und zauberten uns eine nie dagewesene Mischung zusammen, die von Tasse zu Tasse besser schmeckte ;-)
Unser Wohnzimmer im Sonnenlicht zum Heiligabend
Zu Essen gab es einen mit frischen Kraeutern verfeinerten kanadischen Kartoffelsalat. Dazu wurden Haehnchenkeulen in Honigkruste und Rotweinsoße gereicht. Alles schmeckte sehr lecker. Danach machten wir uns es zu dritt gemuetlich:

Abendessen am Weihnachtsbaum mit selber gemachten Gluehwein zum 24.12.

Eigentlich hatten sich ja noch 5 Maedels von Robi seiner Skischule angekuendigt. Aber auf die warteten wir vergebens. Da blieben dann mehr Lebkuchen fuer uns uebrig...Wir hatten bei drei Snowboardfilmen auch so genuegend Spass :-)

Der Plan fuer die Feiertage sah eigentlich vor, heute auf den Cypressmountain snowboarden zu gehen. Aber nachdem gestern aufgrund der milden Temperaturen kein Skifahren meoglich war und ich bis spaet in die Nacht wach war, war schnell klar, dass ich heute in der Stadt bleiben werde. Das Wetter bessert sich von Stunde zu Stunde. Der naechste Versuch wird dann morgen unternommen. Ziel: den ganzen Tag auf dem Cypressmountain Snowboard fahren.

Noch eine kleine Story aus der Katagorie der Zufaelle: bei der letzten kurzen Wassertrainingseinheit im Aquaticcenter plauderte ich am Freitag mit einer Schwimmtrainerin, die urspruenglich aus Mexiko kommt. Und dort war sie in welcher Sportart taetig??? Dreimal koennt ihr raten. Richtig. Im Finswimming. Wir vereinbarten uns einen weiteren Treff fuer die naechsten Tage. Sie will gleich ihre Monoflosse mitbringen.Mal schauen, ob ich sie testen werde. Und wer weiß, was sich da noch so alles ergeben wird. Langeweile kommt also weiterhin nicht auf bei mir.

Weihnachtliche Gruesse von mir aus dem regnerischen Vancouver! Geniesst all Eure Festtagsbraten und die Zeit mit Euren Familien und Freunden und wisst es zu schaetzen. Mir fehlt es hier.

Euer Maikl